Nachdem ich mich vor Antritt der Reise eigentlich dazu entschlossen hatte, kein Dorf im Rahmen einer „touristischen“ Tour zu besuchen, wo man mit Tanz und Schnick-Schanck in einem Show-Dorf begrüßt wird, habe ich nun doch an einem Spaziergang durch ein Dorf in Lesotho teilgenommen.
Und was soll ich sagen? Tatsächlich war der Besuch sehr interessant und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass die Einheimischen vorgeführt werden oder sich verstellen. Wir wurden von zwei lokalen Guides durch das Dorf geführt und auf Besonderheiten hingewiesen. So haben wir zwar nur einen kleinen Einblick in das alltägliche Leben bekommen, aber das war dann nach meinem Gefühl echt. Die Menschen im entsprechenden Dorf leben sehr einfach. So wie es in Deutschland vielleicht zu Beginn des 20. Jahrhunderts üblich war. Es gibt keinen Strom in den Hütten, das Wasser muss von Sammelstellen geholt werden und die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft. Dennoch gibt es einen kleines Areal mit neuen Häusern. Dort befindet sich beispielsweise das „Krankenhaus“. Viel scheint man zwar nicht behandeln zu können, aber es sichert immerhin eine medizinische Grundversorgung.
Natürlich wollen die Menschen auch ein wenig am Tourismus verdienen und so zeigt man uns eine Bar, einen Imbiss sowie einen Shop mit Handwerkskunst. Ich werde zwei Mal schwach. Gleich zu Beginn kaufe ich in einem winzigen Wellblechhaus, dem Imbiss, „Makoenya“. Das sind frittierte Teigbällchen (wie Quarkbällchen nur ohne Quark). So habe ich für einen Rand – das sind nicht mal 8 Cent – einen leckeren, frischen Vormittagsimbiss. Das zweite Mal muss ich in der Bar zuschlagen. Nein, natürlich kaufte ich nicht das aus Orangen gewonnene Bier. Stattdessen kaufe ich Ohrringe aus Kupferdraht, die an AIDS erkrankte Frauen hergestellt haben, um sich so ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Das süßeste im Dorf sind die Kinder. Sie winken – wie in einem extrem kitschigen Film – wirklich allen zu und kommen auf uns zugerannt und sind sehr neugierig. Nur zwei Kinder treffe ich, die eindeutig Bonbons von den „reichen Weißen“ wollen; die anderen scheinen wirklich nur an uns Fremde interessiert zu sein. Das ist herzerwärmend. Auch die Kinder beim Schulbesuch sind knuffig, wenn diese natürlich schon ein einstudiertes Lied vorführen müssen. Schade finde ich dabei, dass wir wenig über den Schulalltag in Lesotho erfahren.
Nach dem Schulbesuch endet unsere Tour durch das Dorf und wir haben Mittagspause. Anschließend unternehme ich mit fünf anderen Mitreisenden eine kurze, etwa zwei-stündige Wanderung. Belohnt werden wir mit traumhaften Ausblicken über das Tal. Etwas unangenehm ist das Geben des Trinkgeldes, da dieses sehr energisch und aus meiner Sicht aufdringlich eingefordert wird. Aber das ist hier in Lesotho bei allen Aktivitäten so.
Destination
Das Königreich Lesotho wird aufgrund seiner hohen Lage auch das „Königreich im Himmel“ genannt. So weit das Auge reichen gibt es eine schroffe, aber auch unglaublich schöne Landschaft zu entdecken, die am Besten erwandert wird. Alternativ kann man sie auch ganz traditionell auf den Rücken eines Pferdes erkunden.
Overland
Die „South African Explorer„-Tour ist sicher eine der beliebtesten Reisetouren bei ⇒ Nomad Africa Adventure Tours. In knapp drei Wochen kann man einen ersten Eindruck von Südafrika gewinnen. Die Tour führt von Johannesburg zum Kruger National Park und von dort aus weiter nach Swaziland. Danach geht es an der Küste entlang bis Durban. In den Drakensbergen und Lesotho ist dann Wandern angesagt. Anschließend geht es vorbei am Addo Elephant National Park erneut Richtung Meer. Schließlich folgt man der Garden Route bis Kapstadt, wo man seinen Aufenthalt unbedingt noch individuell verlängern sollte.
Die Tour kann in beide Fahrtrichtungen gebucht werden. Zudem hat man die Wahl zwischen der Unterbringung in festen Unterkünften oder der Unterbringung in Zelten. Als ich die Tour gemacht habe, war die Gruppe diesbezüglich gemischt, was aber überhaupt gar kein Problem war. Denn spätestens, wenn der Hunger ruft, müssen eh alle zum Truck und sammeln sich dort, um über Gott und die Welt zu plaudern. Das Essen war übrigens immer sehr lecker! Mittags gab es häufig nur einen kleinen Snack, aber abends wurde in der Regel herzhaft und deftig gekocht.
Alles in allem habe ich auf dieser Tour durchweg positive Erfahrungen gesammelt und empfehle sie daher gern weiter. Wie so oft hängt das individuelle Erlebnis aber sicher auch von den Reiseleitern und den anderen Reiseteilnehmern ab.
Unterkunft
Malealea Lodge
Malealea, Lesotho
www.malealea.com
Die Unterkünfte sind einfach gehalten. Strom gab nur über einen Generator etwa zwei Stunden am Tag.