Kanal in Venedig

Warum Venedig im Winter eine traumhafte Idee ist

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Der Nebel ist dicht. Um mich herum ist es still. Doch plötzlich wird die Stille durch ein knatterndes Motorengeräusch unterbrochen; begleitet von einem weißen Lichtstrahl. Der Bootsführer, der den Kanal entlangfährt, hat es nicht leicht sich zu orientieren. Nur schwer sind Schemen zu erahnen. Einen kurzen Augenblick später ist er schon verschwunden. Und mit ihm das Licht und der Krach. Der Nebel vermischt sich nun wieder ganz mit dem Wasser. Und eine gespenstische Stille legt sich erneut über La Serenissima.

Blick über einen Kanal, Venedig

Kanal in der Morgendämmerung

Venedig

Dämmerung im Nebel

So schnell wollte ich eigentlich nicht wieder hier sein. Nicht mal ein Jahr ist » mein letzter Besuch nun her. Doch die Frage, was ich meiner Mutter zu Weihnachten schenken sollte in Verbindung mit den unschlagbar günstigen Flugtickets zu Beginn des neuen Jahres, wurde mit einer (ökologisch nicht ganz korrekten) Flugbuchung beantwortet. Und so stehe ich nun hier, nicht weit von der Vaporetto-Station Guglie entfernt, im Stadtteil Cannareggio in Venedig, der Stadt der Kanäle.

Wer in den Wintermonaten außerhalb von Weihnachten und Karneval nach Venedig kommt, wird reich beschenkt. Zu keiner Zeit des Jahres erlebt man die Stadt mit vergleichsweise wenig Trubel. Dafür muss man lediglich das nasskalte Wetter in Kauf nehmen. Aber gerade das ist es, was Venedig nun seinen ganz besonderen Reiz verleiht. Venedig, das ist für mich, Melancholie und Zerfall. An den pittoresken Kanälen sind überall brüchige Häuser zu entdecken. Die Zeitreise kann beginnen. Doch wer genau hinschaut, wird auch Spuren der Moderne entdecken: Protestplakate – Aufbegehren gegen die riesigen Kreuzfahrtschiffe, die durch den Kanal von Giudecca stampfen, und dabei das ökologische Gleichgewicht zerstören.

Marktreiben an der Rialtobrücke

Wir wechseln den Schauplatz. Nach einem hervorragenden Brioche aus der Pasticceria Nobile (Cannaregio 1818, Mo-Fr 9-17 Uhr, Sa & So geschlossen) spazieren wir zum Mercato di Rialto, der mit einer riesigen Auswahl an Meerestieren beeindruckt. Kaufen tun die meisten Touristen hier sicher nichts, aber die Einheimischen sind schon auf Trab. Geld wechselt den Besitzer. Und über allem liegt eine mystische Ruhe. Wir drehen eine kleine Runde durch die Stadtteile San Polo und Dorsoduro. An der Punta della Dogana die einzige Ernüchterung, die der Winter mit sich bringt: Der Blick über den Canal Grande für das beliebte Fotomotiv ist verwaschen. Anders gesagt: Ich erkenne weder Campanile noch den Dogenpalast.  Der Nebel arbeitet fleißig.

Mercato di Rialto

Muscheln

Mercato di Rialto

Frischer Fisch

Mercato di Rialto

Frischer Fisch

Gondelfahrt für Sparfüchse

Doch davon lasse ich mir nicht die Laune verderben. Sattdessen möchte ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllen – eine Gondelfahrt. Allerdings scheue ich die hohen Kosten (ab 80 € für eine halbe Stunde Fahrt) und überhaupt, etwas sehr Touristen-Nepp-mäßig ist das schon. Glücklicherweise gibt es jedoch nur eine Handvoll Brücken, die über den Canal Grande führen und so haben sich bis heute die so genannten traghetti erhalten. Diese Gondeln bringen einen lediglich auf die andere Seite des Canal Grandes. Solch eine Fahrt dauert zwar gerade mal eine Minute, verfügt über keine kitschige Dekoration und auch gesungen wird in der Regel nicht, kostet den Touristen aber auch nur zwei Euro. Das Geld sollte man am Besten passend dabei haben, da es meist einfach auf den Bootsrand gelegt wird. Wer sich traut, bleibt stilecht stehen. Man kann sich aber natürlich auch hinsetzen.  Wofür man sich auch entscheidet – es ist schon ein einmaliges Erlebnis den geschäftigen Canal Grande auf diese Weise zu überqueren. Jetzt im Winter hatten wir zudem die Gondel für uns alleine und so freie Sicht auf beide Seiten. Schade finde ich, dass nicht mehr traghetti-Stationen in Betrieb sind. Eine recht aktuelle Übersicht mit Bildern der Anlegestellen gibt es bei ⇒ BlueOscar (italienisch, aber durch Bilder verständlich).

Wir erreichen den Anleger bei Santa Maria del Giglio. Von hier aus kann man recht zügig die Piazza San Marco, an der sich ein Großteil der Sehenswürdigkeiten Venedigs tummeln, erreichen. Allen voran gibt es natürlich den Markusdom und den Dogenpalast zu bestaunen. Wer mag, erklimmt auch den Campanile. Da wir uns diese Gebäude aber bereits vorgestern Nachmittag (direkt nach der Anreise) angeschaut haben, verzichten wir heute darauf und spazieren stattdessen querfeldein zurück zu unserer Unterkunft. Denn schon heute Abend heißt es leider: Arrivederci Venezia!

Dogenpalast

Die Touristenmenge ist überschaubar

Casa Israelitica

Jüdisches Ghetto

Jüdisches Ghetto

Spiegelung in einer Regenpfütze

Obst- und Gemüsehändler

Boot als Marktstand

K(ein) Geheimtipp mehr – Die Dachterrasse des DFS

Unser Weg führt uns dabei an der Rialtobrücke vorbei. Übrigens hat direkt neben der Brücke im Fondaco dei Tedeschi das recht luxuriöse Kaufhaus DFS (Calle del Fontego dei Tedeschi, tgl. 10-20 Uhr) Ende 2016 Neueröffnung gefeiert. Ich habe am Rande mitbekommen, dass nicht alle Menschen froh über diese Entwicklung sind und kenne ähnliche Diskussionen aus Rom. Einerseits möchte man Gebäude schützen und erhalten, andererseits würde vieles aber ohne Investoren nicht finanziert werden können. Also muss man Kompromisse eingehen. Nun kann ich mich aber weder daran erinnern wie der Fondaco zuvor ausgehen hat noch habe ich tatsächlich vor etwas im DFS einzukaufen (geschweige denn, dass ich mir das leisten wollen würde) – aber dass die kostenfrei zu betretende Dachterrasse mit Blick auf die Rialtobrücke ein Highlight ist, kann man nicht bestreiten. Bei unserem Besuch war sie zudem angenehm leer. Ich denke, dass das zu Stoßzeiten (wie dem Sonnenuntergang im Sommer) anders sei wird. Da muss man sich dann wohl auch anmelden und mit Wartezeiten rechnen, da die Besucherzahl begrenzt ist. Wer Venedig besucht, sollte sich diesen (in jeder Hinsicht) freien Blick über die Stadt nicht entgehen lassen! 

Fondaco dei Tedeschi

Sicht auf das nebelige Venedig

Fondaco dei Tedeschi

Markusdom und Campanile

Fondaco dei Tedeschi

Blick von der Dachterrasse

 

Warst auch du schon einmal im Winter in Venedig? Dann berichte doch von deinen Erfahrungen und lass eine Flaschenpost da! 

 

Destination

Venedig gehört sicher zu den „must-visit“ in Europa. Die Stadt, die auch „La Serenissima“ genannt wird, liegt auf mehreren Inseln in der Lagune von Venedig. Am meisten Spaß macht es, sich durch die vielen Gassen treiben zu lassen. Dort findet man hübsche Ecken abseits der vollgestopften Piazza San Marco. Wer genügend Zeit mitbringt, sollte auch einen Abstecher auf eine der umliegenden Inseln machen (z.B. Burano, Lido).

Anreise

Von Deutschland aus fliegt man in weniger als zwei Stunden zu Venedigs Flughafen Marco Polo. Dort gelandet, kann man mit einem Bus zur Piazzale Roma (ACTV-Linie 5, 8 €) fahren oder ein Schiff (Alilaguna-Linie arancio oder blu, 15 € bzw. 25 € Return) nutzen. Letzteres ist zwar etwas teurer, je nach Lage der Unterkunft aber auch praktischer.

Alternativ kann man natürlich mit der Bahn fahren. Ab München kann man sogar den Nachtzug der ÖBB nutzen.

Unterkunft


Al Portico „Casinò“
Cannaregio 1804
30121 Venedig, Italien
www.alportico.com

Das Appartement ist gepflegt, bietet großzügige Räumlichkeiten und alle Annehmlichkeiten, die man für einen Kurztrip benötigt. Direkt gegenüber befindet sich praktischerweise ein Despar (8-21 Uhr) und zum Bahnhof läuft man in zehn Minuten, zur Rialtobrücke sind es etwa 20 Minuten.

Einziges Manko: Eine nahe gelegene Bar störte meinen Schlaf bei offenem Fenster, da dort recht lauter Betrieb bis 24 Uhr herrschte (und danach noch die Stühle weggeräumt wurden).

Wir haben bezahlt: etwa 110 € für 2 Personen / 2 Nächte im Februar 2017

Al Portico, Venedig
Küche
Al Portico, Venedig
Wohnzimmer mit Essbereich
Al Portico, Venedig
Badezimmer
Al Portico, Venedig
Schlafzimmer

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