Bahnfahrt

Ein Plädoyer für das Bahnfahren? – Mit dem Zug nach Verona

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Es ist kurz vor halb Sieben. Gemeinsam mit einer Freundin stehe ich am Hauptbahnhof in Berlin und warte auf den einfahrenden ICE. Er wird uns in weniger als sechs Stunden nach München bringen. Von dort aus werden wir nach Rosenheim fahren, um am Nachmittag in den EuroCity nach Verona umzusteigen. Gegen 19 Uhr – nach zwölf Stunden Unterwegssein – sind wir dann am Ziel unseres Weges angelangt.

Gut, für Anreisende aus dem Norden Deutschlands ist diese Fahrt schon sehr lang. Das gebe ich zu. Und trotzdem fahre ich irgendwie ganz gerne Bahn. Tatsächlich würde ich sogar viel lieber öfter die Bahn nutzen. Doch häufig entscheide ich mich dagegen. Warum eigentlich?

Die Bahn dümpelt dahin

Fakt ist: Die Bahn braucht zu weiter entfernten Zielen deutlich länger als das Flugzeug. Wenn die Urlaubszeit lang genug ist, finde ich das nicht so schlimm, aber wenn ich nur eine Woche zur Verfügung habe und zwei Tage davon nur mit Bahnfahren verbringe, macht das für mich keinen Sinn.

Dabei frage ich mich allerdings, warum die Bahn so langsam ist. Von Berlin nach München sind es beispielsweise etwas weniger als 600 km. Wieso fährt die Bahn anscheinend also nur ungefähr 100 km/h? Da ist doch ein Auto schneller. Ich meine mal gelesen zu haben, dass ein ICE bis zu 300 km/h schaffen könnte. Warum wird das nicht ausgenutzt? Veraltete Gleise? Veraltete Züge? Drosselung aus wirtschaftspolitischen Gründen? Ich weiß es nicht. Aber ich bin mir sicher, dass man die Fahrtzeit – rein technisch gesehen – halbieren könnte.

Fliegen ist zu günstig

Der zweite Grund ist ein ganz anderer: Bahnfahren ist zu teuer bzw. Fliegen ist zu günstig. Wenn ich die Wahl zwischen Flugzeug und Bahn habe, nehme ich häufig schon allein deswegen das Flugzeug, weil es mich tatsächlich nicht nur schneller, sondern auch (teilweise bedeutend!) preiswerter an mein Reiseziel bringt.

Im vorliegenden Fall hatte ich Glück, dass ich zwei Europa-Spezial-Tickets zu je 49 Euro erwerben konnte. Das finde ich für die Strecke vollkommen in Ordnung. Allerdings steigt der Fahrpreis recht schnell auf mehr als das Dreifache an, wenn man eben aufgrund des begrenzten Kontingents kein Ticket mehr zu diesem Preis erhält. Und da ist bei mir eine Schmerzgrenze überschritten. Mehr als 100 Euro mag ich für solch eine Strecke eigentlich nicht bezahlen.

Natürlich kann man ebenso teuer fliegen. Das ist ebenso abhängig von der Auslastung der Verbindungen. Wir sind auf dem Rückweg mit EasyJet von Venedig für etwas weniger als 70 Euro pro Person (inklusive je 1 Aufgabegepäck) nach Berlin geflogen. In diesem – natürlich nicht repräsentativen – Beispiel sind es also 20 Euro mehr. Hinzu kommt, dass man bei einigen Airlines für sein Aufgabegepäck extra zahlen muss. Der Bahn hingegen ist das egal. Da kann ich für mein Geld auch mit fünf Koffern fahren – wobei, wer das versucht, dem wünsche ich viel Spaß damit, nach geeigneten Abstellmöglichkeiten zu suchen.

Eine Gegenstimme wird laut: die Angst vor dem Absturz

Ich habe seit einigen Jahren eine leichte Flugangst. Oder nennen wir es ein Unbehagen. Nicht wirklich schlimm, denn ich freue mich gleichzeitig schon darüber über den Wolken zu schweben, die aus dem Flugzeug wie eine Mischung aus Zuckerwatte und weiter Schneelandschaft aussehen. Aber sie ist eben vorhanden. Ich glaube, dass die Angst bei mir mit leichten Turbulenzen auf dem Nachtflug von Singapur nach Perth begann. Verstärkt wurde sie von den Nachrichten über die Abstürze im südostasiatischen Raum im Jahr 2014. Natürlich ist diese Angst nicht rational. Jedenfalls nicht, wenn man den Statistiken zur Sicherheit diverser Verkehrsmittel Glauben schenkt. Aber eine innere Stimme murmelt mir zur, dass man Auto- und Zugunfälle eher überleben kann, weil man vielleicht „nur“ (schwer) verletzt wird. Ein Schiff verfügt über Rettungsboote. Und ein Flugzeug? Das hat nichts, woran man seine Hoffnungen klammern kann. Bei einem Flugzeugabsturz ist man also unweigerlich tot. Dieser Gedanke wird bei mir immer dann präsent, wenn es im Flugzeug mal wieder besonders ruckelt und die Anschnallen-Zeichen wieder aufblinken.

Also doch: Ein Plädoyer für die Bahn

Logisch, das Flugzeug ist schneller und vor allem im Vergleich zur Reisezeit preiswerter. Und dennoch spricht für mich in meinem Herzen mehr für die Bahn als Reiseverkehrsmittel.

Denn seien wir ehrlich: Wer fliegt schon Business Class? Im Vergleich zur Holzklasse der Airlines ist das Bahnfahren reiner Luxus. Es gibt – je nach Zugmodell – eine große Auswahl an verschiedensten Sitzplätzen. Du kannst vorwärts fahren, rückwärts fahren, am Fenster die Landschaft bestaunen oder dich mit Familie und Freunden gesellig an einen großzügigen Tisch setzen. Wenn du lieber deine Ruhe haben oder am Laptop arbeiten möchtest, gibt es auch dafür die geeigneten Plätze. Zumindestens in Deutschland hat man dabei in der Regel eine ganz passable Internetverbindung. Und wer sich die Beine vertreten will, kann das ganz unaufgeregt machen ohne einer Stewardess im Weg zu stehen. Gut, die Toiletten sind nicht viel größer, aber das ist dann eben der einzige Kritikpunkt.

Alles in allem empfinde Bahnfahren irgendwie als stressfreier. Ich kann so viel mitnehmen und einpacken wie ich will. Und ich brauche keine überteuerten Getränke kaufen, weil ich in meiner Handtasche fröhlich Flüssigkeiten mit mir herumtragen darf.

Und es gibt noch einen entscheidenden Vorteil: Wer aus dem Zug steigt, ist seinem Reiseziel schon um einiges näher als der Flugreisende, denn die Bahnhöfe sind ja in der Regel mitten in der Stadt. So kann der Urlaub direkt starten – wie die nachfolgenden Fotos beweisen! » Morgen schauen wir uns die Stadt dann bei Tageslicht an.

Piazza Bra, Verona

Laternenlichter auf der Piazza Bra

Via Giuseppe Mazzini, Verona

Skulptur an der Via Giuseppe Mazzini

Via Giuseppe Mazzini, Verona

Einkaufsstraße Veronas

Piazza delle Erbe, Verona

Piazza delle Erbe bei Nacht

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Destination

Verona ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Norden Italiens und gehört zur Region Venetien. Die Altstadt wird von der Etsch malerisch eingerahmt und ist seit dem Jahr 2000 Teil des Weltkulturerbes. Besonders sehenswert sind die Arena von Verona, das Haus der Julia sowie die  Piazza delle Erbe. Außerdem kann man von der Piazzale Castel San Pietro eine wunderschöne Aussicht über Verona genießen.

Anreise

Von Deutschland aus erreicht man Verona innerhalb von zwei Flugstunden, wobei man außerhalb der Saison in der Regel über München oder Frankfurt/Main fliegt. Alternativ fährt die Deutsche Bahn ab München in etwa fünfeinhalb Stunden nach Verona. Ebenfalls über München gibt es eine Verbindung mit dem Nachtzug der ÖBB nach Mailand.

Unterkunft

Ferienwohnung
Via Timavo
37129 Verona, Italien
www.airbnb.de/rooms/7394020

Dieses kleine Idyll eignet sich perfekt für einen Städtetrip alleine, zu zweit oder mit einem Kind auch zu dritt. Die Ausstattung war wie beschrieben, funktionierte und befand sich in einem sauberen Zustand. Die Lage im Erdgeschoss war für mich anfangs komisch. Dadurch, dass es eine Seitenstraße ist und die Fenster Gitter haben, habe ich mich aber sehr sicher gefühlt. Der einzige Nachteil der Wohnung ist eventuell ihre Lage, da sie sich nicht direkt im touristischen Zentrum Veronas befindet. Allerdings erfordert es nur einen kleinen Spaziergang über die Etsch und schon ist man in fünf bis zehn Minuten bei der Arena. Zudem befinden sich auf der nahe gelegenen Via Venti Settembre genügend kleine Geschäfte sowie in etwa zehn Minuten Entfernung ein größerer Supermarkt. Für den kulinarischen Höchstgenuss empfehle ich einen kleinen Abendspaziergang zur Piazza San Tomaso zu unternehmen. Da kann man nämlich bei Salvatore richtig lecker Pizza schlemmen. Zum Nachtisch gibt es um die Ecke bei Ballini gleich noch ein leckeres Eis.

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