Mir ist kalt. Schrecklich kalt. Doch ich bleibe eisern. Denn ich liebe das Meer und eigentlich auch die salzige Windbrise. Dass letztere mir Anfang Februar nur frostige Luft um die Nase weht, ist ein anderes Thema. Immerhin habe ich das Heck des Vaporettos für mich ganz allein. In den warmen Monaten drängeln sich hier hingegen die Touristen. Diese Exklusivität sollte man ausnutzen. Doch wohin schippert das Boot überhaupt?
Ein diesiger Wintertag ist natürlich dafür prädestiniert, um in Museen zu verweilen oder shoppen zu gehen. Für beides kann ich mich jedoch nicht sehr erwärmen und so mache ich stattdessen einen Ausflug in die Lagune von Venedig und besuche die Insel Burano, die durch ihre Spitzenstickerei bekannt geworden ist. Im Internetzeitalter wird sie aber wohl eher aufgrund der fotogenen Hausfassaden aufgesucht. Viel mehr gibt es nicht zu sehen. Das ist aber keineswegs negativ gemeint. Burano ist wunderhübsch. Wirklich! Obwohl die Insel zu Venedig gehört, ist das Gefühl hier ein ganz anderes. Nichts lässt mich an Zerfall denken. Stattdessen wirken die kunterbunt leuchtenden Hausfassaden freundlich. Die Idylle, die sie verströmen, ist an diesem dunklen Wintertag schon fast surreal und wirkt irgendwie fehl am Platz. Jedenfalls lohnt sich ein Abstecher auf jeden Fall! Man kann an den Kanälen gemütlich bis zur Kirche San Martino Vescovo spazieren. Von dort aus führt die trubelige Hauptstraße wieder zurück zum Anleger. Unterwegs sollte man natürlich die Spitzenstickereien in den Schaufenstern bewundern.
Übrigens: Wie die Insel im Frühjahr wirkt, kannst du in meinem Beitrag » „Kunterbuntes Burano“ erfahren.
Ruheoase im Winter – Lido di Venezia
Doch wir wollen nun noch mehr Meer sehen. Und so fahren wir über Punta Sabbioni mit der Fähre weiter zur Insel Lido di Venezia. Ein Venedigbesuch ohne den Lido ist für mich nicht vorstellbar. Venedig und der Lido – die beiden gehören einfach zusammen. Das mag daran liegen, dass ich bei meinem ersten Venedigbesuch vor einigen Jahren aus Kostengründen meine Unterkunft auf dem Lido hatte. Ich weiß es nicht. Der Lido ruft halt nach Meer. Hier gibt es wirklich einen butterweichen, wunderschönen Strand. Und die ganze Zeit über herrscht die Gewissheit, dass ich ganz schnell wieder auf Venedigs kulturträchtigen Hauptinseln sein könnte. Zurück im Trubel; unter den Touristen am Markusplatz. Wir gönnen uns nun aber die Ruhe hier und spazieren den meterlangen Strand entlang, sammeln Muscheln und begutachten die Strandhütten. Im Sommer mag es auch hier voll und unerträglich sein. Im Winter aber begegnen wir nur wenigen Menschen.
Zurück in unserer Unterkunft besorgen wir uns eine Pizza bei L’Angelo della Pizza (Rio Tera San Leonardo 1588, tgl. 12.00-23.00 Uhr). Sicher ist diese Pizza keine kulinarische Höchstleistung, aber zum einen schmeckt sie uns trotzdem gut und zum anderen ist der Preis – vor allem für Venedig – echt in Ordnung. Ansonsten kann man wunderbar beim nahe gelegenen Frito Inn (Campo San Leonardo 1587, tgl. 10.00-15.00 Uhr & 17.00-21.00 Uhr) snacken. Ich persönlich mag dort besonders das Mozzarelle in Carrozza.
Lichterfahrt am Abend
Etwas, das für mich ebenfalls bei keinem Venedig-Besuch fehlen darf, ist eine Lichterfahrt auf dem Canal Grande, kurzum eine komplette Rundfahrt mit der Vaporetto-Linie 2. Solch eine Tour kann am Tag ein netter Einstieg in den Venedigurlaub sein, da man einen ersten Überblick erhält. Dann sind die Boote jedoch meist recht voll und seien wir ehrlich: Sich nach Sonnenuntergang durch das funkelnde Venedig treiben zu lassen, ist einfach unglaublich kitschig-schön!
Destination
Zu Venedig gehören nicht nur die Inseln im kulturellen Zentrum, sondern viele weitere Inseln in der Lagune von Venedig. Die 21 Hektar große Insel Burano ist eine von ihnen. Sie liegt im nordöstlichen Teil der Lagune und ist bis heute berühmt für ihre Spitzenstickerei. Zudem ist sie dank ihrer bunt gestrichenen Häuser ein beliebtes Fotomotiv.
Auch der Lido di Venezia gehört zu Venedig. Er trennt das Zentrum Venedigs vom offenen Meer. Mehrere Sandstrände laden zum Baden ein. Außerdem ist der Lido Austragungsort der jährlichen Internationalen Filmfestspiele von Venedig.
Anreise
Um nach Burano zu kommen, muss man ein bisschen Zeit mitbringen. Die Vaporetto-Linie 12 fährt ab Fondamente Nove in ungefähr 45 Minuten zur Insel. Wer mag, steigt zwischendurch auf der Glasbläser-Insel Murano (Station Faro) aus. Vom Lido di Venezia ist es eventuell günstiger mit der Vaporetto-Linie 14 über Punta Sabbioni zu fahren.
Zum Lido fahren ab Venedig hingegen mehrere Linien, wobei die Linien 1 und 2 sicher am stärksten frequentiert sind.
Aktuelle Fahrpläne und Fahrpreise findet man beim ⇒ Actv.
Unterkunft
Al Portico „Casinò“
Cannaregio 1804
30121 Venedig, Italien
www.alportico.com
Das Appartement ist gepflegt, bietet großzügige Räumlichkeiten und alle Annehmlichkeiten, die man für einen Kurztrip benötigt. Direkt gegenüber befindet sich praktischerweise ein Despar (8-21 Uhr) und zum Bahnhof läuft man in zehn Minuten, zur Rialtobrücke sind es etwa 20 Minuten.
Einziges Manko: Eine nahe gelegene Bar störte meinen Schlaf bei offenem Fenster, da dort recht lauter Betrieb bis 24 Uhr herrschte (und danach noch die Stühle weggeräumt wurden).
Wir haben bezahlt: etwa 110 € für 2 Personen / 2 Nächte im Februar 2017