Pisa, ich wein dir keine Träne nach
Die letzten Stunden in Pisa sind angebrochen. Am Morgen versuche ich noch einmal den Schiefen Turm von Pisa mit wenigstens ein bisschen magischem Sonnenlicht zu fotografieren. Erneut ohne Erfolg. Die Sonne will nicht so richtig strahlen. Schade. Dafür gönne ich mir noch ein kleines Kulturprogramm und besuche das Baptisterium und den Camposanto Monumentale. Das Baptisterium ist die größte Taufkirche im Christentum. Das allein heißt aber noch lange nicht, dass sie besonders schmuckvoll wäre. So richtig lohnt sich die Innenbesichtigung nicht. Hingegen empfinde ich die Kulisse des Camposanto – vor allem, wenn er nicht von Menschenmassen überfüllt ist – als eindrucksvoll. Die Anordnung der Säulen und der schlichte Garten faszinieren mich. Kulturliebhaber könnten sich an den Fresken und Grabmotiven erfreuen.
Mittlerweile sind einige Regenwolken aufgezogen. Pisa will es mir leicht machen, es nicht schön zu finden und nicht traurig über den Abschied zu sein. Ich mag Italien eigentlich sehr, aber Pisa hat mich enttäuscht. Und als wären die letzten Tage nicht teilweise schon blöd genug gewesen, geht heute auch noch mein Koffer kaputt. Die Stange lässt sich nicht herausziehen. Also binde ich einen Stoffbeutel um den Griff und ziehe den Koffer daran bis zum Bahnhof. Mühsam und anstrengend, aber wenigstens hält es. Ein Hoch auf den guten alten Jutebeutel!
Ab ins mittelalterliche Certaldo
Der Zug ist recht voll. Kein Wunder, er fährt schließlich nach Florenz. Ich steige allerdings schon in Empoli aus, weil ich dort in einen anderen Zug in Richtung Siena umsteigen muss. Mein Ziel heißt heute jedoch weder Florenz noch Siena, sondern Certaldo. Certaldo ist ein kleiner Ort mitten in der Toskana. Er besteht aus Certaldo Alto, der historischen Oberstadt auf einem Hügel, und Certaldo basso, der Unterstadt. Am Bahnhof werde ich schon von meinem Gastgeber Chris erwartet. Er bringt mich rasch mit dem Auto ins Bed&Breakfast und zeigt mir alles. Ich bin beeindruckt von seinem urigen Garten mit den Obstbäumen und Hühnern und freue mich über mein gemütliches Zimmer. Hier wirkt alles so friedlich, das ich mich sicher wunderbar entspannen werde.
Doch zunächst möchte ich Certaldo Alto erkunden. Zu Fuß ist es eine halbe Stunde entfernt. Ausgeruht wie ich bin, laufe ich sogar in die Oberstadt anstatt die Standseilbahn zu nutzen. In Certaldo Alto angekommen, habe ich das Gefühl, die Zeit wäre vor mehreren Hundert Jahren stehen geblieben. Irgendwie möchte ich verweilen und mich der Zeitlosigkeit ergeben. Doch eine innere Unruhe treibt mich an und so schlendere ich durch den Ort. Schnell habe ich alle Gebäude gesehen und mache mich nach einer Weile auf den Weg zurück in die Unterstadt. Dieses Mal gönne ich mir die kurze Fahrt mit der Standseilbahn und genieße die Aussicht.
Gleich auf der anderen Seite des Platzes gibt es einen kleinen Eisladen, die Gelateria Boccaccio (Piazza Giovanni Boccaccio 17). Dort entdecke ich eine meiner liebsten Eissorten – Kiwi! Leider ist diese Sorte häufig nur schwer zu bekommen oder schmeckt sehr künstlich. Hier aber stimmt der Geschmack. Viel schöner könnte der Tag nicht enden. Ein Lichtblick » nach den Strapazen in Pisa.
Warst du schon in Certaldo oder einem anderen, eher unbekannterem Ort in der Toskana? Hast du Tipps, was man sich unbedingt anschauen sollte? Berichte doch von deinen Erfahrungen und schreib eine Flaschenpost!
Destination
Certaldo ist ein idyllisches Städtchen mitten in der Toskana, welches sich seinen mittelalterlichen Charakter erhalten konnte.
Anreise
Certaldo ist mit dem Regionalzug an Siena angeschlossen und von dort in einer Dreiviertelstunde zu erreichen. Nach Pisa oder Florenz fährt man in weniger als anderthalb Stunden, muss aber in Empoli umsteigen.
Unterkunft
Bed&Breakfast „Il Pianigiano“
Via del Piano di Sotto 87
50052 Certaldo, Italien
So idyllisch habe ich schon lange nicht mehr übernachtet. Das Il Pianigiano besticht nicht nur mit großzügigen (wenn auch etwas dunklen) Zimmern, sondern auch mit einem gemütlichen Garten mit Obstbäumen und Hühnern. Außerdem kann man die Küche im Esszimmer nutzen und sich so beispielsweise am Abend selbst ein Mahl zaubern. Zum Frühstück wird hingegen natürlich etwas bereitgestellt. Dabei handelt es sich um eine kleine, aber feine Auswahl. Für Vielfrühstücker allerdings etwas zu wenig. Für mich reicht es genau aus. Außerdem gibt es Kakao. Ein Detail, das ich besonders anmerken möchte, da es mir selten begegnet.
Des Weiteren darf man kostenfrei die unterkunftseigenen Fahrräder nutzen, so dass man auch ohne Auto mobil ist. Chris und seine Familie habe ich als sehr freundlich erlebt. Sie waren immer ansprechbar, lassen einem aber auch seine Ruhe. Falls ich noch einmal in die Gegend kommen sollte, würde ich sofort wiederkommen.
Ich habe bezahlt: etwa 150 € für 1 Person / 3 Nächte im August 2015