Mein erster richtiger Tag in Kapstadt und noch immer lässt sich die Sonne nicht blicken. Dennoch laufe ich am Morgen zur Bushaltestelle der City Sightseeing Busse in der Burg Street (beim Nomad-Büro, ggf. von der Tourist Info). Dieser Weg ist am Sonntagmorgen ein bisschen gruselig, da es relativ leer auf den Straßen ist. Dadurch fällt man als Tourist noch mehr auf und wird hier und da angebettelt. Irgendwie unangenehm. Zusätzlich muss man den Schnapsleichen der Long Street ausweichen. Ich betreibe daher ein bisschen Security- und Müllmann-Hopping. Beide Berufsgruppen sind nämlich schon am Arbeiten und ich hoffe (man weiß ja nie), dass man von beiden nicht ausgeraubt wird.
Schließlich erreiche ich die Tourist Info, die am Sonntag erst um 9 Uhr öffnet. Na toll, noch 20 Minuten, die ich mir vertreiben muss und den Menschen Kapstadts schutzlos ausgeliefert bin. Der Mann, der mich an der Tourist Info anspricht, ignoriere ich daher lieber völlig. Wie sich später herausstellt, war er allerdings nur ein Guide, der auf Gäste gewartet hat und kein Schwerverbrecher. Ich habe ihm also Unrecht getan! Das passiert in Südafrika, insbesondere in Johannesburg als auch Kapstadt, leider häufig. Man hat einerseits durch die Warnungen in Büchern und anderen Medien gewisse Vorurteile und andererseits verkörpert man als Weißer natürlich den „reichen“ Menschen und wird dem entsprechend oft angesprochen. Ich denke, dass man zwar vorsichtig sein sollte, aber die Obdachlosen und Bettler einen eher nicht überfallen werden… Dennoch, es ist einfach unangenehm. Man kann nicht „frei“ durch die Stadt schlendern und beispielsweise Fotos machen.
Übrigens treffe ich noch einen meiner Nomad-Tourguides, der schon heute (oder morgen?) wieder auf eine große Nomad-Reise geht. Angenehm, noch ein Schwätzchen zu halten (und so nicht alleine in Kapstadt herumzustehen). Dann öffnet endlich die Tourist-Info, die ich erstmal ausraube – natürlich nur im übertragenden Sinn: Stadtpläne, Broschüren usw. und kurz darauf hält der City Sightseeing-Bus mit der „blauen“-Tour (praktisch, um in Kapstadt vorwärts zu kommen). Den nehme ich und fahre bis zur „World of Birds“. Eigentlich mache ich mir ja nicht so viel aus Vögeln – außer natürlich aus Pinguinen, denn die sind ja wohl mal megaputzig! Aber in der World of Birds gibt es auch einen „Monkey Jungle“ (nur 2x am Tag für je 1.5h geöffnet) und den möchte ich schon gerne besuchen. Vorher spaziere ich aber trotzdem ganz brav durch die meisten Vogelvolieren. Die kann man nämlich – anders als ich es aus Deutschland kenne – fast alle betreten, egal, ob da nun Hühner, Papageien, Möwen oder Eulen drin sind. Das ist schon toll gemacht.
Anschließend nutze ich die Zeit im Monkey Jungle voll aus. Auch hier besucht man Affen, genauer Squirrel Monkeys (ich glaube, dass ist son Äffchen wie bei Pippin Langstrumpf), in ihrem Gehege. Streicheln und füttern ist dabei verboten! Allerdings ist es durchaus erlaubt, die Affen anzufassen, wenn sie zu einem kommen. Beste Strategie, vor allem wenn es noch leer ist, um Affen anzulocken: Setz dich auf eine Bank und warte. Ich hatte nur einige Minuten später, einen Affen auf dem Kopf, einen auf der Schulter und einem hinten auf der Bank, der meinen Rucksack untersucht hat. Manchmal klappt es aber auch, wenn man den Affen den Arm hinhält. Dann klettern sie vom Ast auf den Arm und dann weiter auf den nächsten Baum. Man sollte allerdings nicht zimperlich sein. Mich hat zwar kein Affe wirklich gebissen, aber einer hat durchaus zwei Mal vergnügt an meiner Regenjacke geknabbert, um herauszufinden, ob die essbar ist 😉 Das schönste Erlebnis hatte ich aber wirklich sitzend auf der Bank, Fotoapperat in der Hand und die Hand auf dem Knie liegend. Da ist ein Äffchen hoch und hat den Fotoapperat untersucht. Dadurch hatte ich zum einen einen sehr guten Blick auf den Affen und zum anderen habe ich jede einzelne Kralle genau gespürt. Voll süß, wenn sozusagen die einzelnen Finger erkennbar sind!
In der World of Birds gibt es noch einige weitere Säugetiere (diverse Wildkatzen), die aus meiner Sicht aber keine ausreichend großen Gehege haben. Schade, denn dies trübt so kurz vor dem Verlassen des Parks die gute Stimmung.
Nach dem Parkbesuch fahre ich mit dem Bus weiter und passiere dabei u.a. Hout Bay (leider zu spät für eine Bootsfahrt nach Duiker Island, aber das kann ich bei der Tour zum Kap der Guten Hoffnung nachholen), Clifton und Camps Bay. Alles sehr hübsche Orte bzw. Stadtteile direkt am Meer. Ehrlich gesagt, würde ich dort auch viel lieber wohnen als in Kapstadt direkt… Aber gut, kann man jetzt nichts machen!
Am frühen Nachmittag erreiche ich den Startpunkt der City Sightseeing Busse beim Two Oceans Aquarium. Nun mache ich aber kein Sightseeing, sondern verbringe gut eine Stunde damit eine Nomad-Mitreisende (meine liebe Bussitznachbarin) ausfindig zu machen. Ich hatte mir nämlich gemerkt, in welcher Hotelmarke sie an der Waterfront wohnt. Nur wusste ich nicht genau, welches Hotel es war und wie sich herausstellte, hatte die Hotelmarke ganze vier Stück in dieser Umgebung. Puh! Im dritten Hotel habe ich dann Glück und kann ihr einen, bereits heute Morgen geschriebenen Brief mit meiner Handynummer und dem Vorschlag morgen zusammen den Tafelberg zu besuchen, hinterlegen. Nun muss sie sich heute Abend nur noch melden 🙂
Erst jetzt nehme ich mir die Zeit und bummle noch ein wenig an der Waterfront herum. Schon ganz nett hier. Und soooo viele Touristen! Da kann man getrost seinen Fotoapparat rausholen und beispielsweise die „Swinging Bridge“ oder den „Clock Tower“ in aller Ruhe fotografieren. Außerdem unternehme ich eine Canal Cruise, da diese in meinem 2-Tagesticket des City Sightseeing Busses enthalten ist. Das Boot bringt mich dann bis zum Cape Town Convention Centre. An sich sieht man auf der Fahrt allerdings kaum etwas, schon weil das Boot viel zu flach liegt. Es lohnt sich also auf keinen Fall, extra dafür ein Ticket zu kaufen!
Am Convention Centre angekommen, irre ich ein bisschen herum, weil ich mir direkt beim Civic Centre eine Fahrkarte für den Flughafen kaufen möchte. In Kapstadt fährt nämlich der MyCitiBus ganz bequem zum Flughafen, nur das man für dessen Benutzung eine Art Chipkarte benötigt. Diese bekommt man zwar grundsätzlich auch in der Tourist Info; aufladen kann man sie dort aber nicht. Jedenfalls ist der Weg zum Civic Centre und zurück erneut ein bisschen gruselig: Wieder ist kaum ein Mensch auf der Straße zu sehen. Direkt am Civic Centre liegen mehrere Obdachlose herum. Also, wieder Security-Hopping. Die begleiten einen teilweise sogar 100 Meter, wenn man sie lediglich nach dem Weg fragt. Ob das nun Höflichkeit ist oder die Stadt wirklich so gefährlich ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Zurück am Convention Centre muss ich dann noch waghalsig den letzten Sightseeing Bus anhalten! Der vorletzte ist nämlich bereits an mir vorbeigefahren, weil genau dort, wo die Haltestelle ist, diverse Transporter stehen und so die Sicht versperren. Naja, am Ende geht aber alles gut, ich komme lebend in meiner Ferienwohnung an und freue mich dort riesig über den Anruf meiner Mitreisenden am Abend. Wenn alles gut geht, machen wir uns morgen zusammen auf, den Tafelberg sowie das „alte“ Zentrum Kapstadts zu erkunden. Jippi!
1 Kommentar
Ich bin echt beruhigt, dass ich weiß, dass du deine Zeit in Kapstadt gut überstanden hast! Und beruhigend auch, dass es doch öfters Security-Leute zu geben scheint, die einem auch wirklich helfen (egal ob aus Höflichkeit oder Schutz). 😀 Trotzdem pass bitte weiterhin gut auf dich auf! 😀