Trotz des Ärgers des » gestrigen Tages war ich heute voller Tatendrang und wollte mit dem Fahrrad nach Lucca fahren. Dafür hatte ich mir bereits in Berlin eine Tour herausgesucht. Zunächst ging es aus dem Stadtgebiet von Pisa hinaus und dann radelte ich an Sonnenblumenfeldern vorbei. Danach sollte ich eigentlich querfeldein weiterfahren. Spätestens nach dem dritten lauten und knurrigen Hundebellen vor irgendwelchen abgeschiedenen Höfen war das jedoch keine Option mehr für mich. Daher musste ich den größten Teil des Weges auf der Landstraße zurücklegen. So war die Fahrt landschaftlich gesehen leider etwas langweilig. Die Anstrengung hielt sich dafür aber in Grenzen. Das Schlimmste war das unbequeme Fahrrad und nicht die Wegbeschaffenheit.
Aussicht vom Torre Guinigi
In Lucca angekommen, habe ich erst einmal eine kleine Pause auf dem Stadtwall gemacht. Gerade als ich mir die Stadt näher anschauen wollte, überraschte mich ein heftiger Regenschauer. Immerhin war dieser nur von kurzer Dauer und so konnte ich meine Erkundungstour rasch fortsetzten.
Lucca ist wirklich hübsch und beschaulich. Obwohl sich gefühlt mehr Touristen als in Pisa durch die engen Gassen schlängeln, hat sich die Stadt eine gemütliche Atmosphäre beibehalten. Wer sich auch die umliegende Landschaft näher anschauen möchte, sollte unbedingt den Torre delle Ore oder den Torre Guinigi erklimmen und die Aussicht genießen.
Fahrradrückgabe mit Problemen
Am frühen Nachmittag muss ich mich entscheiden: Fahre ich mit dem Fahrrad zurück und folge dabei auf einem Stück dem Nottolini-Aquädukt? Oder fahre ich mit dem Zug zurück und besuche heute noch den Strand? Nach dem Misserfolg von gestern entscheide ich mich für das letztere, denn ich will unbedingt ans Meer und dem Rauschen der Wellen lauschen.
Zurück in Pisa packe ich eine kleine Tasche für den Strandbesuch und mache mich dann auf den Weg zum Fahrradverleih, um das geliehene Fahrrad abzugeben. Selbst das ist aber in Pisa ein Ding der Unmöglichkeit. Der einzige Fahrradverleih in der Innenstadt hat nämlich zwei Standorte: Eine kleine überdachte Halle und einen Freiluftstandort. Beide Standorte befinden sich in der Nähe des Schiefen Turms von Pisa. Gestern habe ich das Fahrrad aus der Halle geholt und dort meinen Personalausweis hinterlegt. Die Halle ist jedoch heute noch geschlossen. Also möchte ich das Fahrrad logischerweise an dem anderen Standort abgeben. Dort werde ich vertröstet. Man könne mir mein Rad jetzt nicht abnehmen. Stattdessen solle ich noch eine Stunde warten bis der andere Standort öffnet. Ähm, Hallo? Schon einmal etwas von Kundenservice gehört? Wieso kann denn das Fahrrad von dem selben Verleiher nicht an einem anderen Standort wieder abgegeben werden? Ich bin verdutzt und tatsächlich dauert es über eine halbe Stunde – ich werde dabei immer geladener, diskutiere immer lauter – bis ich das Rad endlich los bin. Noch immer will mir nicht einleuchten, wo genau das Problem lag. Sicher, der Verleiher hatte noch meinen Personalausweis in der Halle. Deswegen bat ich ihn ja, das Fahrrad zu überprüfen und einfach meinen Namen zu notieren, so dass ich meinen Ausweis zu einem späteren Zeitpunkt an der anderen Stelle hätte abholen können. Man sollte meinen, dass das eigentlich kein Problem wäre. Noch kundenfreundlicher wäre es natürlich, wenn jemand den Ausweis schnell geholt hätte. Mit einem Roller wären das keine fünf Minuten Fahrt gewesen.
Sorglos ans Meer
Als ich im Zug nach Viareggio sitze, bin ich befreit. Kein Fahrrad mehr, keine Sorgen mehr und nur noch eine Nacht in dieser doofen Unterkunft bis ich weiterreise. Jetzt freue ich mich aber erst einmal auf das Meer. Leider ziehen am Himmel einige Wolken auf. Es regnet zwar nicht, aber richtig schönes Badewetter ist auch etwas anderes.
In Viareggio angekommen, erschrecke ich. In meinem Kopf hatte ich mir einen schicken Badeort vorgestellt. Stattdessen habe ich das Gefühl am Ballermann gelandet zu sein. An der Strandpromenade reihen sich leicht schäbige Häuser mit Kleidungsgeschäften und Imbissen aneinander. Am Strand sind die Liegestühle eng aufgereiht wie die Sardinen in der Büchse. Wie häufig in Italien zu finden, ist der Strand auch hier größtenteils „privat“, d.h. man muss Geld bezahlen, wenn man sich dort niederlassen möchte. Für Strandspaziergänger wie mich, ist das kein Problem, denn das ist trotzdem kostenfrei möglich. Und so beende ich diesen Tag mit einem erfrischen Spaziergang durch das Meerwasser und freue mich » auf den kommenden Tag.
Warst du schon in Lucca? Hast du Tipps, was man sich unbedingt anschauen sollte? Berichte doch von deinen Erfahrungen und schreib eine Flaschenpost!
Destination
Die kleine Stadt Lucca liegt nur rund 20 Kilometer von Pisa entfernt und ist besonders bekannt für die noch sehr gut erhaltene Stadtmauer, auf der man heutzutage flanieren kann.
Anreise
Von Deutschland aus erreicht man Pisa in weniger als zwei Stunden mit dem Flugzeug. Alternativ kann man natürlich mit der Bahn fahren. Ab München fährt ein Nachtzug der ÖBB über Florenz, von wo aus man nach Pisa in etwa anderthalb Stunden weiterfahren kann.
Zwischen Pisa und Lucca fährt ein Regionalzug.
Unterkunft
Bed&Breakfast „On the River“
Lungarno Bruno Buozzi 2
56127 Pisa, Italien
(Anscheinend existiert das B&B nicht mehr, Stand 2022)
Online sehen die Zimmer ganz passabel aus. Allerdings hatte ich Pech und habe ein sehr kleines Zimmer bekommen. Das Gemeinschaftsbad und die Küche waren gepflegt, aber bereits etwas in die Jahre gekommen.
Was ich jedoch überhaupt nicht akzeptieren kann, ist das (Service-)Verhalten der Eigentümer. So kam man täglich in mein Zimmer, um es zu „reinigen“. Was genau dabei geschah, ist mir schleierhaft. Ich hatte während des Aufenthalts exakt die gleichen Handtücher und der Mülleimer wurde auch nicht entleert. Die Krönung des Ganzen war, dass man an einem Abend kurz vor 22 Uhr ohne Klopfen in mein Zimmer kam (das übrigens abgeschlossen war) und sich lauthals unterhielt (» siehe hier). Für mich ein absolutes No-Go! Daher würde ich hier ganz sicher nicht noch einmal einchecken oder diese Unterkunft gar weiterempfehlen. Wäre ich cooler, hätte ich wahrscheinlich noch in derselben Nacht ausgecheckt.
Ich habe bezahlt: etwa 110 € für 1 Person / 3 Nächte im August 2015